Roberto Ciroli (Italiener, geb. 1969) La Gabbia, Der Käfig, 2015
La Gabbia ist emblematisch für Cirolis gefeiertes Werk, in dem er mit seinen unverwechselbaren Figuren die Komplexität des menschlichen Daseins erforscht. In dieser Skulptur sind die weißen männlichen Figuren dargestellt, die die Äste eines spärlichen, federähnlichen Baumes erklimmen und scheinbar danach streben, neue Höhen zu erreichen.
Die wirbelnde Masse an weißen Körpern beschwört Ideen von Schweben, Leichtigkeit und Flug herauf. Doch wie der Titel La Gabbia (Der Käfig) andeutet und vielleicht auch die Figuren selbst nicht wissen, gibt es eine Grenze für ihre Erkundung, denn sie sind natürlich in einem Käfig eingeschlossen.
Der Käfig kann als eine Struktur interpretiert werden, die ihre Bewegungen einschränkt und damit auch ihre Bestrebungen und Ambitionen. Umgekehrt könnte man ihn aber auch als eine Art Schutz vor der Außenwelt sehen. Obwohl die Figuren gefangen zu sein scheinen, werden sie gleichzeitig von der Struktur, die sie umgibt, gestützt.
Seit den Anfängen seines künstlerischen Schaffens und nach seinem Abschluss an der Kunstakademie Brera in Mailand im Jahr 1994 hat sich Ciroli intensiv mit der Erforschung der menschlichen Form beschäftigt. Ein zentrales Thema in seinem Werk ist, wie die menschliche Figur ihre eigene Autonomie erlangt, indem sie einfach die reale Welt um sie herum nachahmt. Einsamkeit und Dunkelheit sind von zentraler Bedeutung für Cirolis Praxis, ebenso wie die Gegenüberstellung von Freiheit und Enge.
Der Käfig befindet sich auf einer der oberen Terrassen des Gartens. Aus der Ferne sind die Ränder des Käfigs kaum sichtbar, stattdessen scheint die Skulptur Teil des Blumenbeets zu sein. Auf diese Weise verschmilzt die Skulptur trotz der tiefgründigen philosophischen Ideen, die ihr innewohnen, auf organische Weise mit der umgebenden Landschaft.